Disclaimer: Diese Kochbuchrezension erschien zuerst auf meinem alten Blog Rose-kocht-vegan.blog.de. Blog.de hat den Dienst eingestellt. Ich übernehme die alten Einträge in der nächsten Zeit und nütze die Gelegenheit, einige Rechtschreibfehler zu korrigieren, Angaben zu ergänzen und Formatierungen zu verbessern. Ich habe mir zudem erlaubt, den Titel der Rezensionsreihe etwas zuzuspitzen. Datum des Originaleintrags: 18. August 2014
Wie versprochen starte ich heute mit meiner losen Serie von Kochbuchrezensionen. Als erstes möchte ich mit
dem Veganomicon anfangen, weil es meiner Meinung nach seinen Ruf im Amiland als "Vegane
Kochbuchbibel" zurecht verdient.
Ich werde in meinen Rezensionen generell nach demselben Muster vorgehen und habe mir dafür schon eine
Vorgehensweise überlegt. Es kann aber sein, dass ich später finde, es gehört noch ein weiterer Aspekt in die
Rezensionen rein. Fall dem so wäre, würde ich dies natürlich auch bei älteren Rezensionen nacholen.
Gebrauchsspuren inklusive |
Generelle Informationen
Veganomicon: The Ultimate Vegan Cookbook
Autoren: Terry Hope Romero, Isa Chandra Moskovitz
Erschienen: Oktober 2007 (Deutsche Ausgabe erhältlich seit 2014)
Preis: Zwischen 15 und 22 Euro
Verlag: Da Capo PR (De: NeunZehnVerlag)
Diese Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe. In meinem Besitz befindet sich das Buch seit April 2012.
Grafik, Design und generelles Aussehen
Das Buch ist ein Hardcoverbuch mit stabilem Einband. Die Texte sind gut zu lesen, die Schrift ist nicht zu
klein. Obwohl es ein Hardcover ist, liegt das Buch auch offen auf dem Tisch, wenn man daraus was
nachkocht. Man muss die Seiten also nicht mühsam beschweren. Das Buch ist generell recht gross, grösser
als Format A4. Das macht es etwas unhandlich, dafür ist es aber vom Gewicht her nicht so schwer, wie man
es bei einem Buch in dieser Grösse vermuten würde.
Das Design ist in Türkis-Blau-Grün-Tönen gehalten, mit gelben Tupfern. Ich finde es sehr angenehm zu lesen.
Die Schrift ist einfach und schnörkellos. Tipps und Tricks sind deutlich von den aktuellen Rezepten
unterscheidbar, sei es, ob die Infos in speziellen Kästchen zu finden ist, oder ob Tipps oder Hintergrundwissen
in kursiver Schrift gesetzt wurde. Die Zutatenliste ist auch sehr gut von den Rezeptanweisungen
differenzierbar.
Wie bei fast allen englischsprachigen Kochbüchern wird darauf verzichtet, jedes Bild als Fotografie zu
präsentieren,. Stattdessen finden sich in der Mitte des Buchs eine Bildersammlung mit Bildern von ungefähr
25-40 Rezepten (genau nachgezählt habe ich nicht). Das macht das Buch (vermutlich) physisch um einiges
leichter, aber es kann auch als Nachteil empfunden werden. Ich persönlich brauche nicht für jedes Rezept ein
Bild.
So sieht's aus |
Inhalt
Das Veganomicon ist kein "Themen"-Kochbuch - im Gegenteil. Es will einen Grossteil dessen abdecken, was
in der (amerikanischen) Alltagsküche Usus ist. Man merkt den Fokus auf die amerikanischen
Essgewohnheiten, aber das ist nachvollziehbar - schliesslich ist das Kochbuch von zwei Amerikanierinnen
geschrieben, die sich halt auch so ernähren. Moskovitz ist zudem von jüdischer Abstammung, weswegen es
auch Rezepte aus der jüdischen Kochtradition beinhaltet. Ein Beispiel hierbei ist der superleckere, deftige
Wintereintopf "Cholent", der eines meiner ersten Rezepte war, das ich nachgekocht habe.
Zu Beginn des Buches finden sich allerdings nicht sofort Rezepte. Etwas mehr als 40 Seiten sind
Hintergrundinformationen, die ich als Vegane Einsteigerin wirklich sehr nützlich fand. Moskovitz/Romero
verzichten dabei, viele Worte über gesundheitliche Vorteile von Veganismus zu verlieren. So tappen die
Autorinnen auch nicht in Fehlinformations-Fallen, was sie mir sehr sympatisch machen. Sie geben stattdessen
handfeste, praktische Tipps wie:
Was gehört in den veganen Einkaufsschrank?
Welche Utensilien werden benötigt?
Was sind eigentlich besondere Zutaten, die man vielleicht nicht kennt?
Welche Utensilien werden benötigt?
Was sind eigentlich besondere Zutaten, die man vielleicht nicht kennt?
Besonders genial fand ich die Angaben
darüber, wie und wie lange man alle möglichen Hülsenfrüchte und Getreidesorten kocht, aber auch, welche
Gemüse sich für welche Zubereitungsarten eignen, und wie man sie pimpen kann. Ich fand das echt supergut
und ich schlage auch heute noch nach. Dank dem Veganomicon ist es mir zum ersten Mal gelungen, Bohnen
so zu kochen, dass sie nicht hart waren am Ende (Salz weglassen!)
Die restlichen Seiten sind den Rezepten geschuldet. Die Rezepte sind nach ihren Kategorien im Essens-Alltag
geordnet. So beginnt der Rezeptteil z.B. mit einem Kapitel über "Snacks, Appetizers, Little Meals, Dips and
Spreads", gefolgt von "Brunch" und "Salads and Dressings". Eine grössere Sektion heisst "Mix and Match",
wo zuerst Gemüse-, dann Getreide-, dann Bohnen- und zum Ende Seitan-,Tofu und Tempeh-Rezepte
vorgestellt werden. Die Idee wäre wohl, dass man hier beliebig mischt. Es gibt aber auch eine Kategorie zu
Salaten, und eine weitere zu besonderen Dressings.
Hierbei geraten die Rezepte manchmal ein wenig in ein gefühltes inhaltliches Chaos, aber sehr ausführliche
Indices am Ende des Buches sowie Menüvorschläge helfen darüber hinweg.
Für vegane Einsteiger gibt es auch viele Basic-Rezepte, beispielsweise, wie man Seitan aus Glutenmehl selber
herstellt, wie man vegane Mayo macht, und wie man ne Käsesauce für das typisch-amerikanische Gericht
Mac'n'Cheeze macht. Im Gegensatz zu vielen anderen Kochbüchern fand ich die Tipps sehr brauchbar und vor
allem vollständig. Mittlerweile sehe ich aber auch, dass ich dies vor allem gut fand, weil ich veganer
Einsteiger war. Heute nerven mich solche Rezeptsammlungen eigentlich eher ein wenig. Von diesen
Grundbasic-Rezeptsammlungen finde ich dasjenige vom Veganomicon aber noch am ehesten akzeptabel, weil
es eben sehr ausführlich ist, und zudem passt es in das Gesamtkonzept des Buches - viel besser als bei anderen
Büchern.
Generell punktet das Veganomicon durch bunte Symbole, die diverse Kategorien/Kriterien bei einem Rezept übersichtlich
angeben. Darunter fallen Hinweise, ob das Gericht Gluten oder Soja enthält, ob es schnell (unter 45 Minuten)
zubereitet werden kann, oder ob die Zutaten in normalen Supermärkten zu bekommen sind. Da ich mich weder soja- noch
glutenfrei ernähre, war das für mich nicht wirklich ausschlagebend. Es verdient dennoch einen
Beachtungs-Bonus, weil das vielen Leuten wichtig ist.
Hummus-Indikator: 2 Hummusrezepte bei 250 Rezepten. Guacamole-Bonuspunkte.
Umsetzbarkeit, Zutaten und Aufwand
Die Umsetzbarkeit bei den Rezepten stufe ich als sehr hoch ein. Es gab kein einziges Rezept, dass nicht
geklappt hat. Auch die Angaben stimmen grösstenteils überein. Die Rezepte sind natürlich in amerikanischen
Massen geschrieben - also Cups, Ounces und dergleichen. Aber auch hier kann man eigentlich recht gut
improvisieren, ausser bei den Backrezepten, da sollte man genau sein. Mir hat meine Waage sehr oft geholfen,
die neben Kilogramm und Liter/Milliliter auch Pounds+Ounces und Liquid Ounces anzeigen kann. Ansonsten
hilft es auch, wenn man sich bei einem Gefäss den Stand von 225 ml Wasser mit einem wasserfesten Marker
markiert. Ein "Cup" ist nämlich das Volumen von 225 ml Wasser, und das kann man dann entsprechend
verwenden.
(In grösseren Läden sind zudem auch genormte Cup-Massbecher erhältlich.)
Die Zutaten sind mit einigen wenigen Ausnahmen generell im Supermarkt oder Bioladen/ Reformhaus locker
zu bekommen. Einige wenige Dinge sind derart exotisch, dass man sie hier kaum bekommt. Das kreide ich
den Autorinnen aber nicht an, denn ich habe es so verstanden, dass diese Dinge in den USA sehr oft sehr
verbreitet sind. Dass sie in Europa nicht erhältlich sind, dafür können die amerikanischen Autorinnen ja
nichts. Ein Beispiel dafür wäre das Gemüse "Jicama", dass es in Europa nicht gibt (oder zumindest in meiner
Stadt nicht.) Einiges weniges bekam ich auch im Asialaden. Es werden aber auch Alternativen angegeben, falls nötig.
Bei einigen Produkten betreiben die Autorinnen zudem Warenkunde. So erklären die Autorinnen beispielsweise ausführlich, was unter "French Lentils" zu
verstehen sei. Das fand ich dann eher niedlich.
Negative Punkte gibt es nur für den Flüssigrauch. Den kriege ich hier wirklich nirgends, wird aber gerade bei
Moskovitz' Rezepten sehr oft eingesetzt (mehr dazu auch in Rezensionen ihrer zwei anderen Bücher). Fairerweise muss ich aber sagen: die Gerichte schmecken auch ohne Flüssigrauch gut.
(Anmerkung 2016: Mittlerweile haben sich in der Schweiz mehrere Flüssigrauch-Quellen aufgetan. Ich leide nicht mehr unter akutem Liquid-Smoke-Mangel.)
Die Zeitangaben stimmen generell gut überein mit den Vorschlägen. Meistens war ich auch eher etwas
schneller. Die Reihenfolge der Arbeitsschritte ist nachvollziehbar und passt gut. Man hat keine unnötigen
Wartezeiten.
Nachgekochte Rezepte
Im Rahmen meiner extensiven veganen Kochbuchchallenge (im Jahr 2013) habe ich einige Rezepte aus dem Veganomicon nachgekocht. Da ich das
Buch aber seit April 2012 besitze, habe ich vieles bereits vorher nachgekocht, ohne ein Foto zu machen. Mein
Schwerpunkt beim Nachkochen lag aufgrund meiner Weight-Watchers-Karriere eher bei den salzigen
Hauptspeisen und kleinen Dips, weniger auf Broten, Cookies, Fettigem und Kuchen. Die Rezepte bewegten
sich zu einem grossen Teil in der eigenen Bewertung zwischen 4 und 5 Sternen. Nach dem Fazit kann man
lesen, welche Rezepte ich alle nachgekocht habe bis zum heutigen Tag.
Lieblingsrezept(e): Cholent, Lemony Roasted Potatoes, Tempeh Shepherdess Pie
Fazit
Das Veganomicon erfüllt, wie ich in der Einleitung geschrieben habe, seine prophezeite Rolle als vegane
Kochbuchbibel durchaus. Eine tolle Vielfalt an Aromen, Rezepten und Genüssen, die sich in den meisten Fällen als sehr lecker herausgestellt haben.
Die Rezepte sind gut getestet, gut beschrieben
und funktionieren von ihren Arbeitsschritten und ihrer Zeitdauer her gut. Die Zutaten sind zu einem grossen
Teil leicht erhältlich oder ersetzbar.
Mit dem ausfürhlichen Einstieg in die Zubereitungsarten und der Einführung in einen veganen
Vorratsschrank, der Abdeckung sämtlicher möglicher Koch-Lebenslagen stellt das Veganomicon meiner
Meinung nach der perfekte Kochbuch-Einstieg für vegane Neulinge dar, die sich in der Küche bereits
einigermassen auskennen.
Totale Kochnoobs könnten von gewissen Rezepten und vor allem den fehlenden
Bildern leicht bis mittelschwer überfordert sein.
Da das Buch jetzt auch in Deutsch erhältlich ist, gibt es meiner Meinung nach nichts anders zu sagen als:
Klare Kaufempfehlung.
Das Buch hat sich zu meinem Lieblingskochbuch gemausert, und da wird es vermutlich auch noch eine Weile
bleiben.
Rating: 5 von 5 Sternen.
(Anmerkung 2016: Die deutsche Übersetzung soll offenbar nicht so gut sein. Beim Kauf eventuell auf spätere Auflagen achten.)
Cheers!
Rose
Getestete Rezepte:
White Bean Aioli, A Hummus Recipe,
Lower-fat Cauliflower Hummus, Guacamole,
Blue Flannel Hash,
Corn and Edamame Sesame Salad,
Lentil Salad,
Brooklyn Deli Macaroni Salad,
Black Bean Burgers,
Lemony Roasted Potatoes,
Broccoli Polenta,
Chickpea-Quinoa-Pilaf,
Fresh Dill-Basmati Rice with Chard and Chickpeas,
Tomato Couscous with Capers,
Saffron Garlic Ric,e
Chickpeas Romesco,
Basic Broiled Tofu,
Curried Tofu,
Simple Seitan,
Seitan Cutlets,
Chickpea Cutlets,
Broccoli-Potato Soup with Fresh Herbs,
Chickpea-Noodle Soup,
Porcini-Wild Rice Soup,
Double Pea Soup with Roasted Red Peppers,
French Lentil Soup with Tarragon and Thyme,
Midsummer Corn Chowder with Basil, Tomato and Fennel,
Roasted Yellow Pepper and Corn Bisque,
Smoky Red Peppers'n'Beans Gumbo,
Seitanic Red and White Bean Jambalaya,
Leek and Bean Cassoulet,
Lentils and Rice with Caramelized Onions,
Tomato and Roasted Eggplant Stew with Chickpeas,
Braised Seitan with Brussels, Kale, and Sun-Dried Tomatoes
Cholent,
Parsnip Chips,
Red Lentil-Cauliflower Curry,
Spaghetti and Beanballs,
Spicy Tempeh and Broccoli Rabe with Rotelle,
Spinach Linguine with Basil-Cilantro Pesto and Artichockes,
Mushroom Gravy,
Jalapeno-Corn-Gravy,
Lemon Bars,
Samosa Stuffed Baked Potatoes,
Creole Stuffed Peppers,
Chestnut-Lentil-Paté,
Herb-Scalloped Potatoes, Soft Poppy-Seed Polenta,
Mexican Mille,
Messy Rice,
Rustic White Beans and Mushrooms, Tamarind Lentils,
Black Bean-Vegetable Soup, Lime Creme,
Tomato-Rice-Soup with Roasted Garlic and Navy Beans,
Hot and Sour Soup with Wood Ears and Napa Cabbage,
Tempeh Shepherdess Pie,
Plantain and Pinto Stew,
Spicy Tempeh and Broccoli Rabe with Rotelle, Pasta della California
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